Ansicht Kleingemünd

Ein kurzer Abriss über die Geschichte Kleingemünds

Der Weiler Kleingemünd wurde erstmals am 02. Februar des Jahres 1340 im Kopialbuch des Ritters Hans von Hirschhorn mit folgendem Satz erwähnt: »Ein Lehensbrief von demselben Bischof Gerhart zu Speyer darin er bekennt, dass das Pfund Geldes, das wir jährlich fallen zu Kleingemünd auf dem Gericht und Weiler, dass das zu Ihm und seinem Stift zu Lehen geht«.

Aus dieser Quelle wird deutlich, dass Kleingemünd über ein eigenes Ortsgericht verfügte. Ein 1770 auf dem Gelände der Brauerei »Zum Schwanen« (heute Hotel »Zum Schwanen«) gefundener Römischer Grabstein, der wahrscheinlich aus dem 4.Jahrhundert stammt, ist Beweis dafür, dass sich in Kleingemünd eine Römische Handelstation, vielleicht sogar eine Schiffsstation, befunden hatte.

In Kleingemünd wurde ebenfalls Weinbau betrieben, was im Gewannamen/Straßennamen »In den Wingert« und den in den Hang hineingebauten und zum Teil bis zum heutigen Tage noch sichtbaren Terrassen aus Sandsteinen zum Ausdruck kommt.

Kleingemünd und Neckargemünd entwickelten sich im Laufe der Jahrhunderte auf Grund ihrer Lage und Größe immer weiter auseinander. Kleingemünd, jenseits des Neckars gelegen, behielt den für die damalige Zeit typischen bäuerlichen Charakter, während Neckargemünd einen mehr und mehr städtischen Charakter annahm. Die Divergenz in der Entwicklung führte zwangsläufig zu Interessengegensätzen zwischen Kleingemünd und Neckargemünd, welche im Bestreben der Kleingemünder Einwohner endete, die Loslösung von Neckargemünd zu erreichen. Die Eigenständigkeit der Gemeinde Kleingemünd wurde 1860 nach mehreren Versuchen beginnend im Jahre 1817 erlangt.

Kurz vor der Eingemeindung nach Neckargemünd errichtete die Gemeinde Kleingemünd am Ortausgang am Wald Richtung Felsenberg ihr neues Schulhaus für eine Bausumme von ca. 35000 Mark. Auf Grund der einsetzenden Industrialisierung am Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts und den damit landauf landab einhergehenden kommunalen Investitionen, wie der Errichtung von Wasserleitungen, Kanalisation und elektrischer Beleuchtung zur Versorgung der Bevölkerung sowie dem Bau neuer Ortsstraßen war die bäuerlich strukturierte Gemeinde Kleingemünd finanziell überfordert, weshalb man sich mit dem Gedanken einer Eingemeindung nach Neckargemünd befasste. Die Gemeindeversammlung Kleingemünd stimmte am 01. August 1904 der Eingemeindung zu, mit der Vorgabe, dass alle im Eingemeindungsvertrag enthaltenen Bedingungen eingehalten werden. Der Stadtrat der Stadt Neckargemünd stimmte diesen Bedingungen in seiner Sitzung am 16. März 1905, der Bürgerausschuß am 20. März 1905 zu. Nachdem von den badischen Landständen ein entsprechendes Gesetz zur Auflösung der Gemeinde Kleingemünd und deren Eingemeindung nach Neckargemünd verabschiedet worden war, wurde die Gemeinde Kleingemünd mit Wirkung zum 01. Januar 1907 in die Stadt Neckargemünd eingemeindet. Kleingemünd ist die erste von insgesamt vier in die Stadt Neckargemünd eingemeindeten Kommunen und somit der älteste Stadtteil der Stadt Neckargemünd.

Beigesteuert von Dr. Manfred Rothe